when I turn around...
Alles hat sich verändert - einfach ALLES.
Ich wache nicht mehr jeden Morgen auf und gehe in die Schule, wo ich viele Menschen sehe.
Nein, viel mehr wache ich nun morgens auf, kuschel mich an meinen Mann, der mir die Welt bedeutet, bis er aufsteht. Dann mache ich uns ein leckeres Frühstück und wir plaudern noch ein wenig bis er zur Arbeit muss und ich mich auch mal langsam fertig machen sollte. Fertig mache um mich ekelig zu fühlen, denn ich Arbeite in einer Küche als Saisonarbeiterin. Und diese Küche ist alles andere als sauber, es wird geraucht, Schnecken sind im Salat, Teller nicht richtig sauber, das Essen teilweise vom Tag zuvor einfach nur erwärmt. Schimmelige Pommes werden aussortiert aus der geöffneten Tüte, der Rest aus der gleichen Tüte frittiert und an kleine ahnungslose Kids verkauft. Wieso ich das mache? Um Geld zu verdienen. Anfangs empfand ich das garnicht als so ekelhaft und widerlich, doch von Tag zu Tag fällt mir immer mehr auf, was nicht so sein sollte wie es ist. Jeden Tag wünsche ich mir mehr dort weg zu kommen. Doch was soll ich dann machen? Ich brauche das Geld momentan, bezahlt werde ich garnicht schlecht für den Dreck den ich dort mache. Aber... schlechtes Gewissen vs. Geld... Ich bin mir sicher, dass ich nicht da bleiben will, weiß aber auch genauso gut, dass ich nichts anderes finden werde für die wenigen Wochen, die mir noch bleiben bis ich wegziehe. Eine weitere Veränderung. Die ganzen Freunde der Schule hab ich sowieso nicht mehr. Schule, so stellt man hinterher fest, ist eine reine Zweckbeziehungssache. Kaum einer meldet sich nachher noch, so ist das nunmal. Damit habe ich mich längst abgefunden. Einige werde ich immer vermissen, die meisten jedoch nicht. Wenn ich erstmal in der Stadt lebe, werde ich eh neue nette Menschen kennen lernen und einige kenne ich auch jetzt schon und freue mich, ein paar Jahre meines Lebens mit ihnen zu verbringen.
Allerdings werde ich meine Familie vermissen und es komisch finden, allein zu sein, anonym zu sein, nichts zu sein in einer für mich großen Stadt. Es kommen immer wieder die gleichen Fragen auf: Wer wird sich noch dann bei mir melden, wem bin ich wichtig? Wird Liebe auch Entfernungen überstehen? Ist es wirklich der Beruf - die Arbeit in der ich glücklich werde? Und wenn nicht - was mache ich dann? Gehe ich doch noch studieren, obwohl ich das nie wirklich wollte? Schaffe ich das alles überhaupt oder halte ich die 3 Jahre erst garnicht aus? Ohne so viel Natur um mich herum, dafür mit mehr Betonklötzen auf die ich schaue... Jeder sagt, dass es gut ist, auch mal von zu Hause weg zu sein für einige Jahre, ein eigenes Leben zu beginnen, selbstständig zu sein. Ich gebe ihnen Recht, aber ich frage mich, wie lange ich das hinbekommen werde oder viel mehr: Bekomme ich das überhaupt hin?!
Und dann gibt es da noch diesen einen Menschen, den ich so sehr mochte und der meine Liebe stets erwidert hat. Dieses Mädchen, an das ich einen Teil meines Herzens verloren habe, einen sehr wichtigen Teil sogar. Und nun ist dieser Teil einfach so weg. Wo ist er hin? Jeden Tag, jede Stunde und Sekunde denke ich an Dich. Ich will einfach nur verstehen, warum Du mich verlassen musstest, Dich nicht mehr meldest und mich allein stehen lässt. Ich will nicht einfach nichts mehr hören von Dir. Vergessen kann ich Dich nicht und werde ich auch niemals. Du hast so viel geschafft, hast mich aufgefangen wenn ich gefallen bin, warst für mich da - egal wann ich Dich angerufen habe, Dir geschrieben habe, vor Deiner Tür stand - Dir habe ich vertraut, ich versichere, dass Du mehr über mich weißt, als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Und jetzt? Jetzt bist Du weg. Natürlich bist Du immer noch da, aber eben nicht mehr bei mir. Viele Tränen habe ich vergossen, aber langsam finde ich mich damit ab, muss mich damit abfinden müssen. Noch immer kann ich nicht richtig schlafen und essen, doch irgendwann wird das aufhören. Dann werde ich an Dich denken und mich vllt einfach nur an eine wunderschöne Zeit erinnern und Dir dankbar sein, dass Du ein Teil meines Lebens sein durftest - immer sein wirst. Noch eines will ich loswerden: selten schaffen es Menschen, mich so verrückt zu machen, dass ich meine Hände für sie ins Feuer legen würde - für Dich würde ich es tun, Du hast es geschafft. Ich liebe Dich!